{{postCount}} WIR SIND OSTALLGÄU

WIR SIND OSTALLGÄU

Eine kleine Serie über Menschen. Sie machen die Region zu einem lebenswerten Ort und stehen mit ihrem Engagement stellvertretend für viele andere.

Die Schlossherrin: Barbara Schumann, Kastellanin von Schloss Hohenschwangau

Beneidenswert. Dieser Ausblick. Von ihrem Büro schaut die Füssenerin auf den Alpsee, die Allgäuer und Tiroler Berggipfel und die Besucher im Hof. Dafür wird sie bei ihrer Arbeit von den vielen Krickerl an den Wänden beäugt, die die Königsfamilie und ihr Jagdgefolge erlegt haben.

Einen Lieblingsplatz im Schloss habe ich nicht, ich finde jeden Raum spannend. Immer wieder entdecke ich etwas Neues wie im Heldensaal mit seinen Sagengemälden. Da stecken Hunderte Seiten von Informationen drin.

Barbara Schumann

Seit Oktober letzten Jahres ist Barbara Schumann Kastellanin von Hohenschwangau, in dem der spätere Bayernkönig Ludwig II. mit seiner Familie viele Tage seiner Kindheit verbrachte. Vom Schlafzimmer aus visualisierte er bereits sein Märchenschloss Neuschwanstein, das heute in nächster Nähe auf einem Felsen thront. „Wenn ich etwas über Ludwig oder seine Briefe lese, frage ich mich oft, wie es wäre, wenn ich ihn einmal selbst erleben könnte.“ Ihre Leidenschaft für die Sommerresidenz der Wittelsbacher kam während ihres Tourismusstudiums im französischen Nantes. In den Ferien arbeitete Schumann hier als Schlossführerin und wurde später Stellvertreterin des Kastellans. Heute verantwortet sie den Führungsbetrieb und kümmert sich um das Gebäude mitsamt dem wertvollen Inventar. Ihr Wunsch: Bei Themenführungen die Geschichten dahinter noch intensiver für die Besucher erlebbar zu machen. Mehr Informationen: www.hohenschwangau.de

Der Genussmensch: Rudi Maget, Bierbrauer aus Nesselwang

Es duftet süßlich im kleinen, selbst gebauten Sud- haus von Rudi Maget. Gerade schrotet er Malz für sein OAL-Bier. Darauf ist der Bierbrauer besonders stolz, denn die Braugerste kommt aus Buchloe und ist bio-zertifiziert. Maget braut seine sieben Sorten Ökobier zudem streng nach dem Reinheitsgebot von 1516: Wasser, Hopfen, Hefe und Malz, sonst nichts.

Ein nachhaltiger und ehrlicher Rohstoff ist mir wichtig. Wenn ich sehe, was in unserer Welt alles passiert, kann ich gar nicht anders.

Rudi Maget

Innerhalb dieser engen Schranken beginnt die Kunst und das eigentliche Handwerk. Das hat der Nesselwanger gründlich gelernt. Mit sechzehn begann er eine Lehre als Bierbrauer, und er liebt seinen Beruf nach 47 Jahren noch immer. „Mich begeistert der ganze Prozess des Brauens. Außerdem kann ich anderen mit meinem Bier eine Freude machen. Für mich gibt es fast nichts Schöneres.“ Reisen wäre da noch. Bis auf Australien und Japan hat er die ganze Welt bereist, vor allem beruflich. Allein in Vietnam hat er drei Sudhäuser gebaut und über offenem Feuer die erste Hefewürze für den Sud gekocht. Ein Abenteuer. Hektik mag er gar nicht, vor allem nicht beim Biertrinken. „Ich bin ein Genussmensch, deshalb braue ich nichts, was man einfach nur runterschüttet.“ Nach Feierabend gönnt er sich mit seiner Frau gerne in Ruhe „eine Halbe Bier oder eher zwei“, erzählt Rudi Maget und lächelt verschmitzt. Hier geht’s zur Website der Bergwacht Füssen.

Die Kunstvermittlerin: Maya Heckelmann, Direktorin des Künstlerhaus Marktoberdorf

„Für mich ist das Künstlerhaus ein Schatzkästchen, aber in der Region selbst kennen es viele gar nicht“, erzählt die Kunsthistorikerin. Kunstkenner hingegen haben den puristischen Klinkerbau längst als Ausflugsziel auf der Liste. Um spannende Künstlerpersönlichkeiten ins Ostallgäu zu holen und zeitgenössische Kunst unter einem Themenschwerpunkt zu präsentieren, braucht Maya Heckelmann viel Verhandlungsgeschick und Kreativität. Seit zwölf Jahren pendelt die Münchnerin zwischen der Großstadt und Marktoberdorf hin und her und schätzt, dass sie hier sehr schnell und direkt mit den Besuchern im Gespräch ist.

Es ist alles viel nahbarer. Auch schrillt nicht sofort die Alarmanlage, wenn man an die Kunstwerke herantritt, um Details besser zu sehen.

Maya Heckelmann

Selbst in einer Künstlerfamilie groß geworden, weiß sie, dass es manch anderem nicht so leicht fällt wie ihr, einen Zugang zur Kunst zu finden. Deshalb organisiert sie Führungen, bei denen die ausstellenden Künstler*innen den Besuchern Fragen beantworten, und öffnet auch Kindern bei Veranstaltungen die Tür zur Kunstwelt. Mit dem jährlichen Wettbewerb Ostallgäuer Kunstausstellung, der von der Stadt Marktoberdorf organisiert wird, ist das Museum auch eine Plattform für Kunstschaffende aus der Region. Ihr nächstes Projekt: Die Werke der vergangenen Wettbewerbe gesammelt zu zeigen – in einer großen Ausstellung im nächsten Jahr. Zur Website vom Künstlerhaus Marktoberdorf hier entlang.

Der Bergretter: Markus Albrecht, Bergwachtler aus Füssen

Verletzten helfen, Vermisste suchen und Menschen bergen, für die jede Hilfe zu spät kommt – es gibt wahrscheinlich nichts, was Markus Albrecht und seine Kameraden von der Bergwacht Füssen noch nicht gesehen haben. „In der Ausbildung werden wir auf alle möglichen Szenarien sehr gut vorbereitet“, erzählt der Füssener, „wenn es mir in manchen Fällen nahegeht, rede ich mir gut zu.“ Als Bergretter ist er dort im Einsatz, wo das Gelände unwegsam und schlecht zu erreichen ist. Ob mitten in der Nacht oder im Nebel – oft muss er zu Fuß, kletternd, mit den Skiern oder als Luftretter mit dem Hubschrauber zur Unglücksstelle.

Manche Einsätze sind gefährlich. Aber anderen zu helfen ist eine Grundeinstellung von mir, egal wobei und in welcher Form

Markus Albrecht

Der Quereinsteiger kam vor zehn Jahren zur Bergwacht, weil er sich ehrenamtlich engagieren wollte. Mittlerweile war er bei rund 300 Einsätzen dabei, ist heute zudem u. a. Einsatzleiter, Fachausbilder der Luftrettung und betreut das Ressort Finanzen und Kommunikation. Begeistert ist er vom Zusammenhalt in der Gemeinschaft – und dass ihn seine Familie und der Arbeitgeber bei seinem Ehrenamt so unterstützen. „Ohne die geht es gar nicht. Wenn der Alarm für einen Einsatz kommt, muss ich alles stehen lassen – egal, ob ich gerade in einer Besprechung bin oder einen gemütlichen Abend mit meiner Frau und meinen Kindern verbringe.“ Hier gibt’s weitere Informationen: Bergwacht Füssen.

Die Weltverbesserer: Martin Säckl & Raphael Vogler, Patron Plasticfree Peaks, Pfronten

Sie brennen für ihre Heimat, fürs Draußensein – und für ihre gemeinsame Vision: plastikfreie Alpen. Während des Studiums hatten sie sich kennengelernt und überlegt, was sie Sinnvolles mit ihren Abschlüssen als Innovationsmanager und Industriedesigner in dieser Sache anfangen könnten. Sie riefen die CleanUP Days ins Leben, eine Müllsammelaktion, bei der Freiwillige ausgerüstet mit Greifzangen und Säcken Abfall in der Landschaft aufsammeln. Ein voller Erfolg, deshalb gründeten sie den gemeinnützigen Patron e. V. und ein Start-up, das Produkte entwickelt, die Müll erst gar nicht entstehen lassen.

Ganz unabhängig voneinander wollten wir einfach nicht mehr wegschauen, wie die Natur und vor allem die Berge zugemüllt werden.

Martin Säckl & Raphael Vogler

Ihr erster Wurf: eine nachhaltig und fair produzierte Brotzeitbox mit integriertem Schneidebrett, Messer und einem Verschluss, mit dem diese wie ein Minitisch an die Oberschenkel geschnallt wird. Dafür gewannen sie den Allgäuer Gründerpreis. „Wir denken sehr lösungsorientiert und wünschen uns, das Verhalten der Menschen so verändern zu können, dass sie Produkte nicht mehr als Wegwerfartikel sehen.“ Derzeit entwickeln sie in einem Pilotprojekt mit dem Fraunhofer Institut Mehrwegverpackungen für zwei große Onlinehändler. Ganz plastikfrei versteht sich. Hier geht‘s zu den nächsten CleanUP Days: https://www.plasticfreepeaks.com/