{{postCount}} Naturverträglicher Tourismus. Geht das überhaupt?
Ein Ge(h)spräch mit dem Pfrontener Vorstand des DAV, Matthias Kiechle, und Frank Seyfried, Geschäftsführer der Breitenberg- und Tegelbergbahn.

„Naturverträglicher Tourismus. Geht das überhaupt?“

Berge sind Sehnsuchtsorte. Der hiesige Tourismus lebt in erster Linie von der Natur. Doch dort, wo Menschen unterwegs sind, hinterlassen sie Spuren – überall auf der Welt. Ist das Bedürfnis nach Erholung überhaupt mit dem Schutz der Natur vereinbar?

Frank Seyfried: Ich sehe da keinen Widerspruch. Mit den Bergbahnen übernehmen wir eine wichtige Lenkungsfunktion. Fast 95 Prozent der Leute gehen zu Standardzeiten auf Standardwegen. So wird nur ein kleiner Teil hochtouristisch genutzt, andere Gebiete bleiben unberührt.

Matthias Kiechle: Das hat man während der Coronazeit sehr gut gesehen. Da waren die Leute überall unterwegs. Das hat ziemlich Unruhe reingebracht. Die Bahn hat eine Bindungswirkung.

Matthias Kiechle und Frank Seyfried haben die Region im Blick. Nur miteinander lassen sich Tourismus und Naturschutz vereinbaren.

Frank Seyfried: Es ist interessant zu beobachten, wie die Tiere wieder rauskommen, wenn die Bahn schließt. Rehe, Gämsen, Raufußhühner. Die wissen das.

Matthias Kiechle: Ich glaube schon, dass sie sich daran gewöhnen können, sofern der Tourismus nicht 24 Stunden stattfindet. Die Ruhezeiten sind sehr wichtig, und wenn es Räume gibt, wohin sie sich zurückziehen können, dann funktioniert es auch. Das Problem ist, wenn viele Menschen zur falschen Zeit da sind und sie in die Schutzgebiete reinlaufen.

Frank Seyfried: Ich sehe es auch als Aufgabe, den Urlaubern mit unserem Angebot die Natur nahezubringen. Manche waren noch nie auf dem Berg. Die sind ganz weit weg, dafür aber begeistert, wenn sie wieder runterkommen.

Matthias Kiechle: Es ist im Sinne des Naturschutzes, ihnen zu zeigen, wo es schön ist, dann verstehen sie, warum etwas schützenswert ist. Nur in die Städte hinein- oder die Radwege an der Bundesstraße entlangfahren, das kann es auch nicht sein.

Frank Seyfried: Wenn wir Einheimische uns immer wieder bewusst machen, wie unglaublich privilegiert wir sind, in so einer Gegend zu wohnen, dann ist es verständlicher, wenn andere so etwas Schönes auch erleben wollen.

Eine gute Infrastruktur ist wichtig, damit Urlauber auf den Wegen bleiben.

Matthias Kiechle: Wir sind zu Fuß oder mit dem Rad gleich mitten in der Natur. Wir verursachen keinen CO2-Ausstoß. Die Gäste haben erst einmal eine Anfahrt. Im Sinne der Nachhaltigkeit wäre es sinnvoll, hier anzusetzen und sie zu motivieren, mehr mit Bus und Bahn anzureisen. Der Bahnhof Pfronten-Steinach liegt direkt gegenüber der Bergbahn.

Frank Seyfried: Das stimmt, solche Möglichkeiten gibt es nicht oft. Es gibt konkrete Pläne, den Bahnhof und die Linien attraktiver zu machen. Da braucht es auch ein Umdenken bei den Leuten, anders zu reisen. Insgesamt geht es nicht um ein Entweder-oder, sondern um eine gemeinschaftliche Entwicklung von Tourismus und Naturschutz.

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