Damit erneuern sie ein Gelübde, das ihre Vorfahren 1621 gegeben haben: Wenn Gott sie vor der Pest verschont, werden die Spiele aufgeführt. „Da sind ganze Familien generationenübergreifend aktiv. Das Miteinander ist wirklich überwältigend schön“, schwärmt Ulrike Propach aus Marktoberdorf, die die Öffentlichkeitsarbeit macht und selbst mitspielt. Wer jetzt denkt, das wär‘s mit dem Engagement, täuscht sich. Viele Waaler sind in mehreren Vereinen und Arbeitskreisen aktiv.
Das Miteinander ist wirklich überwältigend schön.
Sie verstehen ihre Dorfgemeinschaft als wichtige Basis, um den alltäglichen Herausforderungen des Lebens zu begegnen. Das bedeutet nicht, dass jeder mit jedem kann. So wie es eben ist, wenn Menschen mit individuellen Bedürfnissen und unterschiedlicher Herkunft aufeinandertreffen und persönliche Freiheiten für viele immer wichtiger werden. „Ein Großteil ist hier stark verwurzelt. Da gibt es Familien, die seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten da sind. Aber Waal ist auch sehr offen für Menschen von außen“, erzählt Bürgermeister Robert Protschka, selbst ein Waaler. Er mag es, wenn neue Impulse ins Dorf kommen wie zum Beispiel mit den Kunsthandwerker oder dem französischen Konditor, die den Ort zu ihrer Heimat auserkoren haben.
Das Traditionelle ist uns genauso wichtig wie das Neue.
Wichtig ist Protschka, dass alle am Dorfleben teilnehmen können und es genug Möglichkeiten gibt, damit sich Menschen begegnen können. Dazu zählen Projekte wie das Quartiersmanagement, aber auch das neue Bürgerhaus oder die Kneippanlage an der Singold, die zwischen großen Kastanienbäumen durch den Ort fließt. Nur ein paar Schritte davon entfernt ist der Dorfladen. Diesen gäbe es ohne engagierte Einheimische schon lange nicht mehr. Als 2013 die Pächterin des Edekageschäfts in Rente ging, war ihnen schnell klar, dass damit der Mittelpunkt fürs Gemeinschaftsleben wegbricht. Geburtsstunde des heutigen Ladens war ein Grillabend von ehemaligen Gemeinderäten.
Der Laden ist ein wichtiger Treffpunkt. Ein Dorf braucht Menschen, die etwas voranschieben.
300 Waaler hatten durch das Zeichnen von Anteilen das notwendige Kapital eingebracht. „Der Dorfladen macht einen Haufen Arbeit“, berichtet Hartmut Gieringer, einer von drei ehrenamtlichen Geschäftsführern und ein „Zugezogener“, „aber wenn wir sehen, wie sich besonders die Jüngeren und Älteren freuen, wenn sie zu Fuß einkaufen können, ist das ein Luxus.“
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