{{postCount}} WIR-GESICHTER MIT ZUKUNFTSBLICK
©Peter von Felbert
©Peter von Felbert
©Sandra Geiger

WIR-GESICHTER MIT ZUKUNFTSBLICK

Eine Fotostrecke, die es in sich hat. Sie zeigt, wie breit Nachhaltigkeit gedacht und gelebt werden kann. Und sie zeigt Menschen, die sich jeden Tag dafür einsetzen, die Schätze der Region zu bewahren und damit zum Wohlergehen aller beizutragen.

©Peter von Felbert
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Gesunde Mischung

Sie sind wichtige CO2-Speicher, schützen vor Sturm und Hochwasser, schenken uns Erholung und liefern Holz: Wälder. Fast ein Drittel des Ostallgäus ist bewaldet. Wiederum ein Drittel und damit 16.000 Hektar sind Bergwald. Dazu zählen Flächen über 500 Metern, jedoch spielen Baumarten und Vegetationsstufen auch eine Rolle. „Um den Bergwald dauerhaft zu erhalten, braucht es eine Mischung von Fichte, Tanne, Ahorn und Buche, dann ist er nicht so anfällig für Borkenkäfer, Stürme und Trockenheit“, meint Nina Oestreich von der Bergwaldoffensive, einem Sonderprogramm der Bayerischen Forstverwaltung.
Von Nesselwang bis Halblech kümmert sich die Forst­wissenschaftlerin darum, die vielen Interessen aus Waldbau, Naturschutz, Tourismus sowie Land- und Alpwirtschaft zusammen­zubringen und Projekte anzustoßen. „So ein Umbau ist langwierig, das kann Generationen dauern. Aber ich kann durch meine Arbeit etwas Nachhaltiges tun und so Sinnvolles für die Zukunft bewirken.“

„Wer still und achtsam durch den Wald geht, erlebt ihn in seiner ganzen Fülle.“

Nachhaltiger Kreislauf

„Die Liebe zu den Viechern ist genau das, was dich ausmacht“, meint Carina Waldmann und schaut ihren Mann Thomas lachend an. Wer ihn im Umgang mit seinen Kühen sieht, spürt sofort, dass seine Arbeit kein Beruf, sondern eine Berufung ist. Seit 15 Jahren führen die beiden den Familienbetrieb in Pflaubaumen ökologisch. Nach einer Durststrecke merkten sie bald, dass sie auch mit weniger Milchleistung wirtschaften können. Höher, schneller, weiter – das kommt für sie nicht mehr infrage. „Eigentlich wäre das ganze Allgäu eine Bioregion. Wir wohnen im gelobten Land und leben von dem, was die Natur uns gibt. Das müssen wir uns erhalten.“

Carina und Thomas Waldmann set- zen auf Qualität statt auf Quantität.

Für das Paar ist es selbstverständlich, die Tiere von Frühjahr bis Herbst auf die Weide zu treiben. Es sieht sie als Landschaftspfleger, ohne die große Flächen zuwachsen und verbuschen würden. „Alles ist ein nachhaltiger Kreislauf. Wir müssen uns nicht ständig neu erfinden und können einfach zufrieden sein.“

„Wir dürfen ALLE stolz auf unsere Heimat sein und das nach außen tragen.“

Ganzheitliche Lebenseinstellung

„Manche meinen wahrscheinlich, dass ich eine Meise habe“, meint Andreas Eggensberger vom gleichnamigen Biohotel am Hopfensee. „Aber wenn wir jetzt auf Pump leben, holt uns das irgendwann ein.“ Nachhaltiges Denken ist für ihn sowie seine Frau Heike und Tochter Johanna kein Konzept, sondern eine Lebenseinstellung.

Deshalb versuchen sie, an so vielen Stellschrauben wie möglich zu drehen, um ihr Hotel in einem ressourcenschonenden und unabhängigen Kreislauf zu betreiben. So speichern die 1000 Quadratmeter Solarfläche zwei Drittel des im Haus benötigten Stroms. Speisereste werden in das eigene Block­heizkraft­werk transportiert, um Wärme und Energie aus Biogas zu erzeugen. Im Außenpool brennt kein Chlor in den Augen, er wird durch Mikroorganismen und Pflanzen gereinigt. „Uns war schon immer wichtig, die Schöpfung zu bewahren. Vor allem aber haben wir unseren vier Kindern versprochen, unsere Erde zu schützen.“

„Jeder kann etwas dazu beitragen, unsere Natur- schätze zu bewahren.“

Lebendige Traditionen

„Eine Diät brauche ich auf jeden Fall nicht“, meint Markus Zweng und lacht. Seit zwei Jahren nimmt der Montagearbeiter aus Nesselwang Urlaub und Überstunden zusammen, um im Sommer das Jungvieh der Bauern auf dem Hausberg, der Alpspitze, zu hüten. Bis zu 25 Kilometer läuft er am Tag, um nach den Tieren zu schauen. Während seiner Alpzeit braucht er kein Radio, die Kuhschellen sind seine Musik.
Nach ein paar Wochen erkennt er die über 120 Schumpen nicht nur am Gesicht, sondern auch am Klang. So findet er sie in dem großen Weidegebiet bei Nebel und Regen wieder. „Ein bisschen Idealismus gehört schon dazu, das hier oben zu machen. Aber mir ist es wichtig, die Kulturlandschaft und die Tradition in unserer Region zu pflegen.“ Dazu zählt für ihn auch der Viehscheid am Ende des Alpsommers. „Das ist ein besonderer Tag für mich, wenn es mit lautem Getose ins Tal geht und Hirten, Helfer und Bauern zusammen feiern.“

„Von oben sehen die Sorgen im Tal gleich viel kleiner aus.“